Vorgeschichte und Relikte aus
vorchristlicher Zeit Im
frühen 16. Jahrhundert begann sich die Wissenschaft aus
den Klauen der christlichen Lehre zu lösen. Die Kräuterbücher
der Väter der Botanik erlebten ihre ersten Drucklegungen. Die
alleinherrschende katholische Kirche war zerrüttet, von
der Reformation angegriffen und religiöse Sekten suchten einen
neuen Sinn des Lebens. Die Antwort von Kirche und Staat war die
Inquisition und die brutale Hexenverbrennung.
Die alten Kräuter wurden als Bierzusätze verboten, weil sie
allesamt unchristliche Wirkungen hatten. Sie waren aphrodisisch,
menstruationsfördernd, abtreibend, erregend oder mystisch
wirksam. Ihnen haftet der dunkle Schleier der Magie an. Sie
waren berauschend, wild und weiblich.
Bilsenkraut und Taumellolch galten als Bestandteile der
berüchtigten Hexensalben. Es waren fast alles Kräuter, die in
prähistorischer Zeit oder im Altertum heilig waren, d.h. , sie
waren den heidnischen Göttern gewidmet und wurden rituell in den
Kulten gebraucht. Die alten Götter und Göttinnen wurden in
Teufel, Dämonen und Hexen umgedeutet. Die heidnischen Rituale
wurden zu schwarzen Messen pervertiert, die die Anbetung der
fruchtbarkeitschenkenden Böcke wurde als Hexensabbat
interpretiert. Aus dem Bilsenkraut, der heiligen Pflanze des
Apollon, wurde das "Teufelsauge", aus der Belladonna eine
"Teufelsbeere. Aus harmlosen Wurzeln wurden Teufelshoden, aus
Pilzen aber Teufelseier. Die Herbstzeitlose wurde zur
Teufelsküche oder zum Hexenfurz, Farne zu Hexenkräutern.
Die Landverordnung von 1516 (heute
Deutsches Reinheitsgebot genannt) wrr also auch das erste
Drogengesetz, mit dem der Gebrauch von
bewusstseinserweiternden und -verändernden
Pflanzenausdrücklich verboten wurde. Unsere modernen
Drogengesetze sind allesamt christliche Attacken gegen die
heidnischen Heilkräuter unserer Vorfahren.
Hanf, Opium, Zauberpilze fallen unter das
Betäubungsmittelgesetz, Stechapfel, Alraune, Bilsenkraut
unterliegen der Giftverordnung. Die einzigen Drogen, die die
christliche Drogenpolitik und -gesetzgebung gestattet, sind die
schädlichsten unter den bekannten, nämlich Alkohol und
Tabak.
Quelle: Christian Rätsch Urbock |